über mich
über mich
Clemens Schaller
Clemens Schaller studierte Konzertfach Jazzklavier am Konservatorium der Stadt Wien (MUK) sowie Tasteninstrumente der Popularmusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw).
Er ist ein Pianist, Sänger und Musikproduzent und hat mit zahlreichen renommierten nationalen und internationalen Künstlern zusammengearbeitet, darunter Alexandra Burke, Randy Kerber, Nick Davis, André Heller, Lisa Gerrard, Uwe Kröger, Maya Hakvoort, Sigrid Hauser und andere.
Schaller betreibt sein eigenes Tonstudio namens „SchallRaum“ in Purkersdorf im Wienerwald. Er tritt außerdem in Konzerten im Stil der Klavierhumoristen Hermann Leopoldi und Georg Kreisler auf. Darüber hinaus ist Schaller als Liederschreiber, Komponist und Arrangeur für Theaterproduktionen tätig.
Clemens Schaller ist Jazzklavierlehrer und Chorleiter für den Musikschulverband Wienerwald-Mitte. Zudem ist er als Lehrbeauftragter an der Musikuniversität Wien tätig. Zur Unterstützung dieser Arbeit entstand die neue Rhythmusschule „The Polybible of Rhythm“.
Purkersdorf
Testimonials
Wir arbeiten nun schon seit einigen Jahren mit Clemens Schaller zusammen und genießen seine ausgleichende, hochprofessionelle Herangehensweise an die verschiedenen Shows. Und wenn es dann nach kurzen, intensiven Proben auf die Bühne geht, zeigt Clemens einmal mehr sein Können und beeindruckt nicht nur als Musiker und Bandleader, sondern auch als Entertainer. SCROOGE und AUGUSTIN waren große Erfolge, und hieran werden wir anknüpfen.
Bettina Weyers
Gallissas Theaterverlag und Mediaagentur GmbH Berlin
https://www.gallissas-verlag.de
Clemens Schaller gestaltet als musikalischer Leiter unseres jährlichen Kinderburg-Benefizkonzerts gemeinsam mit einer Reihe namhafter Sänger:innen seit vielen Jahren Konzertabende der Superlative und hilft so ganz wesentlich dabei, dass Familien nach dem Tod oder schwerer Erkrankung eines Kindes oder Elternteils nach der schweren Zeit wieder ein wenig Kraft tanken können. Vielen Dank für diese großartige Kooperation und Unterstützung!
Christine Marek
Kinderburgbotschafterin der Kinderbug Rappottenstein/Rotes Kreuz
https://www.kinderburg-rappottenstein.at
Seit 2008 darf ich gemeinsam mit Clemens Schaller unterschiedlichste musikalische Konzepte für unsere Events ausarbeiten, konzipieren und umsetzen. Clemens ist nicht nur einer der besten Musiker Österreichs sondern auch höchst professionell in der Organisation und Koordination von musikalischen Konzepten, jede Challenge wird höchst professionell und bestmöglich umgesetzt. Auf viele weitere gemeinsame und erfolgreiche Events Mr. Piano Man.
Maryam Yeganehfar
yamyam Eventproductions
https://www.yamyam.at
Mit seiner großen Musikalität, Professionalität und nicht zuletzt auch Unaufgeregtheit schafft es Clemens Schaller als musikalischer Leiter unseres jährlichen Benefizkonzerts zugunsten Licht ins Dunkel jedes Mal aufs Neue, unsere Wirtschafts-Profis – musizierend aber leidenschaftliche Amateure – glänzen zu lassen und unser Publikum zu begeistern. So können jedes Jahr über den Licht ins Dunkel Soforthilfefonds schwer belastete Familien unterstützt werden.
Thomas Zanyath und Christine Marek
https://www.managermachenmusik.at
Clemens steht für verlässliche Qualität und Vielseitigkeit. Dementsprechend lang ist die Liste seiner Credits. Bei den Musicals im Metropol habe ich ihn immer wieder als Kapellmeister erlebt – und das mit wachsendem Vergnügen. Was den Keyboarder und Pianisten angeht, kenne ich nicht viele, die im Stande sind, einen so einfühlsam zu begleiten wie Clemens Schaller.
Auch als Liedermacher schätze ich ihn sehr. Was er da hervorbringt, klingt so als hätten sich Hermann Leopoldi, Georg Danzer und Thomas Spitzer zu einer kreativen Session zusammengefunden. Alles in allem kann ich nur sagen: besser geht’s nicht.
Peter Hofbauer
Wiener Metropol
https://www.wiener-metropol.at
Kurzgeschichten
Kurz-
geschichten
Wie ich Mozart, Ambros und Oscar Peterson lieben lernte
Ich bin in eine Musikerfamilie hineingeboren. Mein Großvater Erwin Schaller (1904-1984) komponierte und arrangierte Volksliedsätze und Kammermusik im kontrapunktischen Stil, und veröffentlichte 1936 die Gitarrenschule Schaller-Scheidt. Bis heute wird nach seinen Übungsstücken unterrichtet.
Mein Vater Helmut Schaller (1944-2022) trat schon als Sechsjähriger mit seiner Blockflöte auf. Später wurde er Universitätsprofessor und Spezialist für Alte Musik. Mit seinem Barocktrio Linz-Wien reiste er um die Welt. Für mich war das verstaubt, ich wollte nicht einmal Noten lesen lernen. Ganz so egal war mir Musik dann doch nicht. Auf einem Urlaub in der Steiermark realisierte ich mit Schrecken, dass Mozart seine erste Oper schon mit sechs Jahren geschrieben hatte – genauso alt wie ich damals war. Ich muss mich tummeln, dachte ich und begann mit meiner „Heumanderl-Oper“. Weit kam ich nicht.
Als ich elf Jahre alt war, nahm mich mein Vater in seine Sommerakademie nach Bayern mit. Es interessierte mich nicht besonders, was seine Musikstudenten dort lernten, aber am Abend half ich in der Bar aus. Von dem Trinkgeld kaufte ich mir Zigaretten, setzte mich zu den Studenten und sang mit ihnen „Es lebe der Zentralfriedhof“. Das war meine erste Begegnung mit Wolfgang Ambros. Ein paar echte folgten.
Meine Eltern schickten mich in die Musikschule. Dort bluffte ich. Meine Klavierlehrerin fand erst nach drei Jahren heraus, dass ich gar nicht Noten lesen konnte. Ich spielte einfach nach Gehör. Mit 14 Jahren, gleich nach einem gewonnenen Komponierwettbewerb, wollte ich aufhören. Meine Eltern verboten es. Mit 18 Jahren setzte ich mich durch, nie wieder Klassikklavier! Ich schrieb mich in einen Jazzkurs ein und entdeckte meine Liebe zu Oscar Peterson. Wie gerne wollte ich spielen wie er! Doch leider: Dafür sollte man auch das Klassikrepertoire beherrschen, rauf und runter und richtig gut. Tja, ohne Üben geht es halt doch nicht …
Peter Alexander stalken
„Schau, im Haus gegenüber wohnt ein berühmter Sänger!“ Wann immer ich bei meiner „Grinzing-Omi“ in der Paul-Ehrlich-Gasse zu Besuch war, deutete sie auf Peter Alexanders Villa. Wir schrieben 1979, ich war acht Jahre alt und hatte keine Ahnung, von wem sie redete. Auch deswegen, weil ich ohne Fernseher aufgewachsen bin. Es klärte sich aber 1983 auf, als ich im Radio Peter Alexanders Version von „Sehn’s, des is‘ Weanerisch“ von Carl Lorens hörte. Peter Alexander sang sie für das Deutsche Fernsehen und übersetzte Strophe für Strophe auf Hochdeutsch. Ich war fasziniert. Das war meine Erweckung für die Mundart.
Später brachte ich eine Hommage für den großen Schauspieler und Sänger auf die Bühne, das Programm, „Die goldenen 50er“. Darin singe ich viele Lieder, die er auch gesungen hatte. Auf der CD „des is jo des“ ist ein Lied seiner damaligen Villa in Grinzing gewidmet. Es heißt „Das Haus gegenüber“.
Vom Saunaquartier zum Fürstenpalast
1996 studierte ich Musik und wollte so oft wie möglich auf der Bühne stehen. Da kam mir eine Idee: Ich marschierte ins Österreichische Verkehrsbüro und holte mir die Adressen der 100 besten Hotels im Land. Die schrieb ich alle persönlich an – damals natürlich handgeschrieben per Brief.
„Suchen Sie vielleicht im Sommer einen Bassisten und einen Pianisten für Ihre Hotelbar?“ Ich meinte meinen Freund Raphael Preuschl und mich. Zehn Hoteliers fragten nach Hörproben. Drei luden uns ein vorbeizukommen und zu zeigen, was wir draufhaben.
Unser erster Stopp war das Hotel Krallerhof in Leogang. Raphael und ich spielten uns die Seele aus dem Leib. Mit Erfolg. Am nächsten Morgen kam der Direktor zu uns: „Burschen, ihr könnt bleiben. Zahlen kann ich euch nicht viel, wir haben erst kürzlich renoviert, aber ihr bekommt gerne Kost und Logis.“ Das war dreimal täglich ein tolles Essen und zwei Matratzen in der ehemaligen Sauna – ziemlich lässig für uns Jungspunde.
In jenem ersten Monat spielten wir fast jeden Abend. Die beiden anderen Hotels besuchten wir gar nicht mehr. Später führten mich meine Engagements von Gstaad bis München, von Dubrovnik bis Monaco. Doch eine Location in meinem Musikleben ist bis heute geblieben: das Hotel Krallerhof. Die Zusammenarbeit mit der Familie Altenberger war und ist eine besondere und vielfältige Bereicherung.
Herzblut
2005 kam es zu einer Zäsur. Lisi, eine liebe Freundin aus Kindertagen und inzwischen zweifache Mutter, starb bei einem Verkehrsunfall. Ich war 34 Jahre alt und hatte auf unzähligen Events aufgespielt. Ihr Tod ließ mich vieles hinterfragen. War das wirklich alles, was ich im Leben erreichen wollte? Es war so kurz, sollte ich nicht auch das anpacken, was ich mir tief drinnen wünschte?
Ich wollte komponieren. Deswegen war ich zur Musik gekommen. Drei Instrumentalstücke flossen wie von selbst aus meiner Feder. Sie sind auf der CD „Herzblut“ veröffentlicht. Das erste spielte ich auf Lisis Begräbnis. Den Erlös spendete ich Lisis Kindern.
Das Komponieren öffnete mir eine neue alte Tür. Bis heute ist es meine Leidenschaft. Natürlich auch für Aufträge meiner Kunden im Studio SchallRaum.
Warum mir Georg Kreisler einen Brief schrieb
2009, ich war inzwischen 38 Jahre alt, las ich im „Standard“ von mehr als zehn Millionen Euro, die der frühere Finanzminister Karl-Heinz Grasser als Testimonial von der Meinl-Bank erhalten hatte. Der von ihm gepriesene Fonds ging durch illegale Rückkäufe pleite, Grasser hat ihn als sichere Sache beworben.
Ich ärgerte mich maßlos. Was kann ich als kleiner Musiker gegen solche Betrügereien ausrichten?, fragte ich mich. Da erinnerte ich mich an Gerhard Bronners „Der Papa wird’s schon richten“. Das hatte seinerzeit immerhin den Rücktritt des damaligen Innenministers zur Folge. Das kann ich auch!, dachte ich und schrieb die Parodie „Die Ich-AG“, die auf der CD „Beziehungskiste veröffentlicht ist.
Das Lied schlug auf YouTube ein. Zurückgetreten ist Grasser deswegen nicht, das war er schon. Ich hätte mich gern bei Gerhard Bronner bedankt, doch der war schon verstorben. Blieb Georg Kreisler, Bronners Erzrivale, den ich ebenfalls hoch schätzte. Ich schickte ihm die Aufnahme. Er antwortete prompt: dass er von Lied und Klavierspiel sehr angetan sei, sich selbst aber von tagespolitischen Themen wegen deren kurzer Aktualität immer ferngehalten habe.
Zwei Jahre später verstarb auch er. Sein Brief hängt bis heute eingerahmt in meinem Studio.
Rampenlicht & SchallRaum
2011 hatte ich mein Grundthema wiedergefunden: eigene Musik machen! Eigentlich hätte ich das seit der „Heumanderl-Oper“ (mit 6 Jahren) oder dem gewonnenen Kompositionswettbewerb (mit 14 Jahren) wissen müssen.
Die „Herzblut“-CD war meine Initialzündung. Mehr Schub kam mit der KHG-Parodie „Die Ich-AG“. Es folgten „Du bist mein Morgenstern“, ein Liebeslied für meine Frau Birgit. Eine Radiohörerin schrieb: „Über dem Lied haben mein Mann und ich uns wieder gefunden und neu verliebt.“
Zusammen mit den beiden Textern Thomas Strobl und Josef Köber veröffentlichte ich 2012 die CD „Beziehungskiste“. Und ich gründete meine erste eigene Formation, „Schallers Kapelle“ mit Ingrid Diem, Christoph Helm, Bernhard Osanna und Wolfgang Fellinger.
Was braucht ein Liederschreiber und Produzent noch? Ein eigenes Studio! Ich fand es in der Purkersdorfer Herrengasse. Bis heute komponiere, texte und arrangiere ich dort, für mich genauso wie für andere. Mein Stil? Humorvoll soll es sein und gute Gefühle auslösen, das ist die gemeinsame Klammer. Die Menschen sollen mit meiner Musik emotional berührt werden und sich gut aufgehoben fühlen. Das ist meine Mission.
Jugendträume reloaded
Bernhard Kronowetter kenne ich seit der Schule. Oft saßen wir mit seiner Gitarre am Roten Berg und träumten davon, Musiker zu werden. Damals hatten wir auch einen Chor mit neun Sänger:innen, „Piaccapellano“ hieß er. Ein a cappella Chor mit Klavierbegleitung. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber es war schön.
2014 trafen wir uns wieder. Bernd passte mich nach einem Konzert im Wiener „Metropol“ ab. Er hatte längst zu singen aufgehört, doch das Konzert machte ihm wieder Lust. Das musste er mir nicht zweimal sagen! In Anlehnung an Pirron & Knapp nannten wie uns Schaller & Bernd, schrieben zusammen die Lieder für die CD „Des is jo des“ und gaben ein paar wunderschöne Konzerte.
Dann stürzten wir uns auf die nächste Idee, mit der Bernd schon davor erfolgreich gewesen war: YourTeamSong. Wir spazieren in Firmen und nehmen mit den Leuten einen Song auf. Und das Beste: Die Leute wissen nicht was sie erwartet. Ja, das geht wirklich: In zwei Stunden stehen Musik, Text und Aufnahme, das Team bekommt einen Link zum Download und freut sich noch lange an seinem eigenen Teamsong.
Warum ich verschiedenfarbige Schuhe trug
Birgit und ich haben zwei wunderbare Kinder, Alina und Nico. 2012 kamen die beiden mit einer ernsten Frage zu mir. Sie hatten große Ziele: Alina, damals 15, wollte Schauspielstar werden, Nico wollte Olympiagold im Turmspringen holen. „Was, wenn wir es nicht schaffen?“, fragten sie mich. „Was dann?“ „Macht euch keine Sorgen“, antwortete ich, „große Ziele sind wichtig. Und falls es nicht klappt, steht ihr auf und geht weiter.“
Nach dem Gespräch war ich sehr nachdenklich. Dann setzte ich mich ans Klavier und schrieb den Song „I geh‘ weiter“. Ronnie Hein produzierte das Video dazu. An einer Stelle pflücke ich mir Schuhe von einem Baum („natürlich gewachsenes Schuhwerk“) und erwische zwei verschiedenfarbige. Die Idee gefiel mir. Die folgenden sieben Jahre lief ich mit zwei unterschiedlichen Schuhen umher. Sie erinnerten mich daran, dass alles zwei Seiten hat. Ich glaube an Individualität, Diversität und Meinungsvielfalt – diese Dinge sind mir wichtig.
2020, von einem Tag zu anderen, zog ich wieder zusammenpassende Schuhe an. Das andere war zum Zwang geworden, zum Dogma. Ich mag keine Dogmen, schon gar keine selbst auferlegten. Meine Werte kann ich auch anders ausdrücken. Nur mein Auto, das hat immer noch zwei verschiedenfarbige Außenspiegel.
Rhythmus für die Ewigkeit
Einer meiner Lehrer am Konservatorium sagte immer: „Wenn du viele Jobs spielen willst, lern‘ alle Lieder in allen Tonarten zu spielen.“ Eine bessere Lektion hätte er mir nicht mitgeben können. 1996, bei meinem ersten Engagement am Krallerhof übte ich das tatsächlich. Bald fiel es mir leicht, das gesamte Repertoire in allen zwölf Tonarten zu spielen. Es gibt Sicherheit, ein System, in dem man sich verlässlich bewegen kann.
Was ich aber nicht verstand: Warum groovt die eine Nummer und die andere nicht? Wovon hängt das ab? Lange suchte ich vergeblich nach dem Schlüssel. Auf einer Reise durch Marokko fand ich ihn. Wir fuhren im Bus von Marrakesch über das Atlasgebirge, der Fahrer spielte marokkanische Musik, es groovte heftig, ich klopfte mit den Fingern mit – aber das System, auf das sich diese Musiker bezogen, erschloss sich mir nicht. Dann hatte ich eine Idee: Wenn man alle Geschwindikeits-Relationen, die es bis zur Zahl 12 gibt – also 2:3, 3:4, 5:7 und alle anderen – wenn man sie alle lernt und verinnerlicht, hat man für sich eine Schablone geschaffen. Mit ihrer Hilfe sollte man alles, was einem an Musik begegnet, ob in gehörter, gelesener oder improvisierter Form, erkennen und reproduzieren können.
Ich begann also, alle mathematischen Relationen von 1 bis 12 zu üben. Bei den höheren Zahlen, etwa 7:11, war der Zahlenstrang, den man sich vergegenwärtigen muss, ganz schön lang. Eines Morgens hatte ich die Eingebung: Was, wenn man die Enden dieses Zahlenstrahls zusammenbiegt und zu einem Kreis formt, und diesen dann mit sogenannten Polygonen also Vielecken unterteilt. Es funktionierte! Auch sehr komplexe Rhythmen waren plötzlich auf einen Blick sichtbar.
Ich komponierte daraufhin 16 Klavierstücke, in denen alle 34 Polyrhythmen integriert sind, die sog. Polytüden. Ein Pianist, der diese Stücke spielt, kann damit alle Polyrhythmen bis zur Zahl 12 üben – und alle grooven. Die Stücke sind in meinem Buch „The Polybible of Rhythm“ veröffentlicht, und auch die Methode wird dort verständlich erklärt.
Diese Erkenntnis hat meine Lehrtätigkeit and er Musikschule Wienerwald Mitte und an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sehr bereichert. Diese Rhythmen sind für die Ewigkeit!
Wie ich Mozart, Ambros und Oscar Peterson lieben lernte
Ich bin in eine Musikerfamilie hineingeboren. Mein Großvater Erwin Schaller (1904-1984) komponierte und arrangierte Volksliedsätze und Kammermusik im kontrapunktischen Stil, und veröffentlichte 1936 die Gitarrenschule Schaller-Scheidt. Bis heute wird nach seinen Übungsstücken unterrichtet.
Mein Vater Helmut Schaller (1944-2022) trat schon als Sechsjähriger mit seiner Blockflöte auf. Später wurde er Universitätsprofessor und Spezialist für Alte Musik. Mit seinem Barocktrio Linz-Wien reiste er um die Welt. Für mich war das verstaubt, ich wollte nicht einmal Noten lesen lernen. Ganz so egal war mir Musik dann doch nicht. Auf einem Urlaub in der Steiermark realisierte ich mit Schrecken, dass Mozart seine erste Oper schon mit sechs Jahren geschrieben hatte – genauso alt wie ich damals war. Ich muss mich tummeln, dachte ich und begann mit meiner „Heumanderl-Oper“. Weit kam ich nicht.
Als ich elf Jahre alt war, nahm mich mein Vater in seine Sommerakademie nach Bayern mit. Es interessierte mich nicht besonders, was seine Musikstudenten dort lernten, aber am Abend half ich in der Bar aus. Von dem Trinkgeld kaufte ich mir Zigaretten, setzte mich zu den Studenten und sang mit ihnen „Es lebe der Zentralfriedhof“. Das war meine erste Begegnung mit Wolfgang Ambros. Ein paar echte folgten.
Meine Eltern schickten mich in die Musikschule. Dort bluffte ich. Meine Klavierlehrerin fand erst nach drei Jahren heraus, dass ich gar nicht Noten lesen konnte. Ich spielte einfach nach Gehör. Mit 14 Jahren, gleich nach einem gewonnenen Komponierwettbewerb, wollte ich aufhören. Meine Eltern verboten es. Mit 18 Jahren setzte ich mich durch, nie wieder Klassikklavier! Ich schrieb mich in einen Jazzkurs ein und entdeckte meine Liebe zu Oscar Peterson. Wie gerne wollte ich spielen wie er! Doch leider: Dafür sollte man auch das Klassikrepertoire beherrschen, rauf und runter und richtig gut. Tja, ohne Üben geht es halt doch nicht …
Peter Alexander stalken
„Schau, im Haus gegenüber wohnt ein berühmter Sänger!“ Wann immer ich bei meiner „Grinzing-Omi“ in der Paul-Ehrlich-Gasse zu Besuch war, deutete sie auf Peter Alexanders Villa. Wir schrieben 1979, ich war acht Jahre alt und hatte keine Ahnung, von wem sie redete. Auch deswegen, weil ich ohne Fernseher aufgewachsen bin. Es klärte sich aber 1983 auf, als ich im Radio Peter Alexanders Version von „Sehn’s, des is‘ Weanerisch“ von Carl Lorens hörte. Peter Alexander sang sie für das Deutsche Fernsehen und übersetzte Strophe für Strophe auf Hochdeutsch. Ich war fasziniert. Das war meine Erweckung für die Mundart.
Später brachte ich eine Hommage für den großen Schauspieler und Sänger auf die Bühne, das Programm, „Die goldenen 50er“. Darin singe ich viele Lieder, die er auch gesungen hatte. Auf der CD „des is jo des“ ist ein Lied seiner damaligen Villa in Grinzing gewidmet. Es heißt „Das Haus gegenüber“.
Vom Saunaquartier zum Fürstenpalast
1996 studierte ich Musik und wollte so oft wie möglich auf der Bühne stehen. Da kam mir eine Idee: Ich marschierte ins Österreichische Verkehrsbüro und holte mir die Adressen der 100 besten Hotels im Land. Die schrieb ich alle persönlich an – damals natürlich handgeschrieben per Brief.
„Suchen Sie vielleicht im Sommer einen Bassisten und einen Pianisten für Ihre Hotelbar?“ Ich meinte meinen Freund Raphael Preuschl und mich. Zehn Hoteliers fragten nach Hörproben. Drei luden uns ein vorbeizukommen und zu zeigen, was wir draufhaben.
Unser erster Stopp war das Hotel Krallerhof in Leogang. Raphael und ich spielten uns die Seele aus dem Leib. Mit Erfolg. Am nächsten Morgen kam der Direktor zu uns: „Burschen, ihr könnt bleiben. Zahlen kann ich euch nicht viel, wir haben erst kürzlich renoviert, aber ihr bekommt gerne Kost und Logis.“ Das war dreimal täglich ein tolles Essen und zwei Matratzen in der ehemaligen Sauna – ziemlich lässig für uns Jungspunde.
In jenem ersten Monat spielten wir fast jeden Abend. Die beiden anderen Hotels besuchten wir gar nicht mehr. Später führten mich meine Engagements von Gstaad bis München, von Dubrovnik bis Monaco. Doch eine Location in meinem Musikleben ist bis heute geblieben: das Hotel Krallerhof. Die Zusammenarbeit mit der Familie Altenberger war und ist eine besondere und vielfältige Bereicherung.
Herzblut
2005 kam es zu einer Zäsur. Lisi, eine liebe Freundin aus Kindertagen und inzwischen zweifache Mutter, starb bei einem Verkehrsunfall. Ich war 34 Jahre alt und hatte auf unzähligen Events aufgespielt. Ihr Tod ließ mich vieles hinterfragen. War das wirklich alles, was ich im Leben erreichen wollte? Es war so kurz, sollte ich nicht auch das anpacken, was ich mir tief drinnen wünschte?
Ich wollte komponieren. Deswegen war ich zur Musik gekommen. Drei Instrumentalstücke flossen wie von selbst aus meiner Feder. Sie sind auf der CD „Herzblut“ veröffentlicht. Das erste spielte ich auf Lisis Begräbnis. Den Erlös spendete ich Lisis Kindern.
Das Komponieren öffnete mir eine neue alte Tür. Bis heute ist es meine Leidenschaft. Natürlich auch für Aufträge meiner Kunden im Studio SchallRaum.
Warum mir Georg Kreisler einen Brief schrieb
2009, ich war inzwischen 38 Jahre alt, las ich im „Standard“ von mehr als zehn Millionen Euro, die der frühere Finanzminister Karl-Heinz Grasser als Testimonial von der Meinl-Bank erhalten hatte. Der von ihm gepriesene Fonds ging durch illegale Rückkäufe pleite, Grasser hat ihn als sichere Sache beworben.
Ich ärgerte mich maßlos. Was kann ich als kleiner Musikergegen solche Betrügereien ausrichten?, fragte ich mich. Da erinnerte ich mich an Gerhard Bronners „Der Papa wird’s schon richten“. Das hatte seinerzeit immerhin den Rücktritt des damaligen Innenministers zur Folge. Das kann ich auch!, dachte ich und schrieb die Parodie „Die Ich-AG“, die auf der CD „Beziehungskiste veröffentlicht ist.
Das Lied schlug auf YouTube ein. Zurückgetreten ist Grasser deswegen nicht, das war er schon. Ich hätte mich gern bei Gerhard Bronner bedankt, doch der war schon verstorben. Blieb Georg Kreisler, Bronners Erzrivale, den ich ebenfalls hoch schätzte. Ich schickte ihm die Aufnahme. Er antwortete prompt: dass er von Lied und Klavierspiel sehr angetan sei, sich selbst aber von tagespolitischen Themen wegen deren kurzer Aktualität immer ferngehalten habe.
Zwei Jahre später verstarb auch er. Sein Brief hängt bis heute eingerahmt in meinem Studio.
Rampenlicht & SchallRaum
2011 hatte ich mein Grundthema wiedergefunden: eigene Musik machen! Eigentlich hätte ich das seit der „Heumanderl-Oper“ (mit 6 Jahren) oder dem gewonnenen Kompositionswettbewerb (mit 14 Jahren) wissen müssen.
Die „Herzblut“-CD war meine Initialzündung. Mehr Schub kam mit der KHG-Parodie „Die Ich-AG“. Es folgten „Du bist mein Morgenstern“, ein Liebeslied für meine Frau Birgit. Eine Radiohörerin schrieb: „Über dem Lied haben mein Mann und ich uns wieder gefunden und neu verliebt.“
Zusammen mit den beiden Textern Thomas Strobl und Josef Köber veröffentlichte ich 2012 die CD „Beziehungskiste“. Und ich gründete meine erste eigene Formation, „Schallers Kapelle“ mit Ingrid Diem, Christoph Helm, Bernhard Osanna und Wolfgang Fellinger.
Was braucht ein Liederschreiber und Produzent noch? Ein eigenes Studio! Ich fand es in der Purkersdorfer Herrengasse. Bis heute komponiere, texte und arrangiere ich dort, für mich genauso wie für andere. Mein Stil? Humorvoll soll es sein und gute Gefühle auslösen, das ist die gemeinsame Klammer. Die Menschen sollen mit meiner Musik emotional berührt werden und sich gut aufgehoben fühlen. Das ist meine Mission.
Jugendträume reloaded
Bernhard Kronowetter kenne ich seit der Schule. Oft saßen wir mit seiner Gitarre am Roten Berg und träumten davon, Musiker zu werden. Damals hatten wir auch einen Chor mit neun Sänger:innen, „Piaccapellano“ hieß er. Ein a cappella Chor mit Klavierbegleitung. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber es war schön.
2014 trafen wir uns wieder. Bernd passte mich nach einem Konzert im Wiener „Metropol“ ab. Er hatte längst zu singen aufgehört, doch das Konzert machte ihm wieder Lust. Das musste er mir nicht zweimal sagen! In Anlehnung an Pirron & Knapp nannten wie uns Schaller & Bernd, schrieben zusammen die Lieder für die CD „Des is jo des“ und gaben ein paar wunderschöne Konzerte.
Dann stürzten wir uns auf die nächste Idee, mit der Bernd schon davor erfolgreich gewesen war: YourTeamSong. Wir spazieren in Firmen und nehmen mit den Leuten einen Song auf. Und das Beste: Die Leute wissen nicht was sie erwartet. Ja, das geht wirklich: In zwei Stunden stehen Musik, Text und Aufnahme, das Team bekommt einen Link zum Download und freut sich noch lange an seinem eigenen Teamsong.
Warum ich verschieden- farbige Schuhe trug
Birgit und ich haben zwei wunderbare Kinder, Alina und Nico. 2012 kamen die beiden mit einer ernsten Frage zu mir. Sie hatten große Ziele: Alina, damals 15, wollte Schauspielstar werden, Nico wollte Olympiagold im Turmspringen holen. „Was, wenn wir es nicht schaffen?“, fragten sie mich. „Was dann?“ „Macht euch keine Sorgen“, antwortete ich, „große Ziele sind wichtig. Und falls es nicht klappt, steht ihr auf und geht weiter.“
Nach dem Gespräch war ich sehr nachdenklich. Dann setzte ich mich ans Klavier und schrieb den Song „I geh‘ weiter“. Ronnie Hein produzierte das Video dazu. An einer Stelle pflücke ich mir Schuhe von einem Baum („natürlich gewachsenes Schuhwerk“) und erwische zwei verschiedenfarbige. Die Idee gefiel mir. Die folgenden sieben Jahre lief ich mit zwei unterschiedlichen Schuhen umher. Sie erinnerten mich daran, dass alles zwei Seiten hat. Ich glaube an Individualität, Diversität und Meinungsvielfalt – diese Dinge sind mir wichtig.
2020, von einem Tag zu anderen, zog ich wieder zusammenpassende Schuhe an. Das andere war zum Zwang geworden, zum Dogma. Ich mag keine Dogmen, schon gar keine selbst auferlegten. Meine Werte kann ich auch anders ausdrücken. Nur mein Auto, das hat immer noch zwei verschiedenfarbige Außenspiegel.
Rhythmus für die Ewigkeit
Einer meiner Lehrer am Konservatorium sagte immer: „Wenn du viele Jobs spielen willst, lern‘ alle Lieder in allen Tonarten zu spielen.“ Eine bessere Lektion hätte er mir nicht mitgeben können. 1996, bei meinem ersten Engagement am Krallerhof übte ich das tatsächlich. Bald fiel es mir leicht, das gesamte Repertoire in allen zwölf Tonarten zu spielen. Es gibt Sicherheit, ein System, in dem man sich verlässlich bewegen kann.
Was ich aber nicht verstand: Warum groovt die eine Nummer und die andere nicht? Wovon hängt das ab? Lange suchte ich vergeblich nach dem Schlüssel. Auf einer Reise durch Marokko fand ich ihn. Wir fuhren im Bus von Marrakesch über das Atlasgebirge, der Fahrer spielte marokkanische Musik, es groovte heftig, ich klopfte mit den Fingern mit – aber das System, auf das sich diese Musiker bezogen, erschloss sich mir nicht. Dann hatte ich eine Idee: Wenn man alle Geschwindikeits-Relationen, die es bis zur Zahl 12 gibt – also 2:3, 3:4, 5:7 und alle anderen – wenn man sie alle lernt und verinnerlicht, hat man für sich eine Schablone geschaffen. Mit ihrer Hilfe sollte man alles, was einem an Musik begegnet, ob in gehörter, gelesener oder improvisierter Form, erkennen und reproduzieren können.
Ich begann also, alle mathematischen Relationen von 1 bis 12 zu üben. Bei den höheren Zahlen, etwa 7:11, war der Zahlenstrang, den man sich vergegenwärtigen muss, ganz schön lang. Eines Morgens hatte ich die Eingebung: Was, wenn man die Enden dieses Zahlenstrahls zusammenbiegt und zu einem Kreis formt, und diesen dann mit sogenannten Polygonen also Vielecken unterteilt. Es funktionierte! Auch sehr komplexe Rhythmen waren plötzlich auf einen Blick sichtbar.
Ich komponierte daraufhin 16 Klavierstücke, in denen alle 34 Polyrhythmen integriert sind, die sog. Polytüden. Ein Pianist, der diese Stücke spielt, kann damit alle Polyrhythmen bis zur Zahl 12 üben – und alle grooven. Die Stücke sind in meinem Buch „The Polybible of Rhythm“ veröffentlicht, und auch die Methode wird dort verständlich erklärt.
Diese Erkenntnis hat meine Lehrtätigkeit and er Musikschule Wienerwald Mitte und an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sehr bereichert. Diese Rhythmen sind für die Ewigkeit!
Kontakt
Clemens Schaller – Studio Schallraum
Studio SchallRaum, Herrengasse 8/1/13, 3002 Purkersdorf
5min zu Fuß erreichbar von S-Bahn Purkersdorf Zentrum